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Kennst du deinen Bindungstyp

Aktualisiert: 26. Jan.




In den letzten paar Wochen begegne ich in meinen Beratungen vermehrt dem Thema Beziehungsmuster. Jeder von uns hat diese Muster. Sie formen im unharmonischen Fall unsere Beziehungs- und Bindungsangst.


Es heisst, dass ein Jeder in seinen Bindungen die Erlebnisse seiner Vergangenheit wiederholt.

Mit unserer Vergangenheit sind jene Bindungsmuster gemeint, die aus dem Beziehungsstil unserer Eltern (Bezugspersonen) entspringen. Man geht davon aus, dass der Bindungsstil (Bindungstyp) bereits zwischen 0 und 2 Jahren u.a. folgende "Verhalten" prägt:


·       wie wir bei Nähe und Distanz agiere

·       wie wir Beziehungen fühlen

·       wie wir Beziehungen leben

·       wie wir unser Gegenüber behandeln

·       und ob wir Verlustangst empfinden oder unserem Partner vertrauen schenken


Nach Psychologe, Bowlby und Psychologin, Mary Ainsworth gibt es vier Bindungstypen mit unterschiedlichen Muster und Eigenschaften. Deren Grundlage ist die Bindungstheorie, die vom Psychoanalytiker John Bowlby, in den 1950er Jahren entwickelt worden ist. Seine Theorie beschäftigt sich damit, wie sich das Bindungsverhalten eines Menschen entwickelt und wie es dessen Beziehungen beeinflusst.



Drei von diesen Bindungstypen bilden Angst gegenüber Beziehungen


In meinen psychologischen Beratungen verwende ich zur Veranschaulichung jeweils ein vereinfachtes Modell dieser Bindungstheorie. Genutzt wird dieses Modell beispielsweise auch von Amir Levine (Psychiater und Neurowissenschaftler) und Rachel Heller (Psychologin).


Im Folgenden werde ich diese vier Bindungsstile kurz und vereinfacht beschreiben:


Der Sichere Bindungstyp

Du fühlst dich sicher, deine Gefühle, Verletzlichkeit und Bedürfnisse offen zu zeigen sowie zu kommunizieren? 


Die Sicheren sind stabil. Geerdet. Verlässlich und beständig. 

Sie sind Authentisch und mögen keine Spielchen. Liebe zu erfahren und zu geben ist für sie sicher und selbstverständlich. 

Sie können Nein sagen. Setzen gesunde Grenzen und haben ein starkes Selbstwertgefühl. 


Der Ängstlich-Besorgte

Du fühlst dich als ob du abgelehnt, nicht respektiert, nicht wertgeschätzt wirst in deiner Beziehung?


Ängstlich-Besorgte sind oft die Gebenden.

Es sind sie, die in Beziehungen oft das Meiste geben. 

Von ihren Bezugspersonen haben sie vermittelt bekommen, sich Positives wie Wertschätzung, Respekt und Liebe verdienen zu müssen.

Oft fehlt das Urvertrauen. 

Sie spüren oft Verlustangst.

Auch die Angst vor Ablehnung oder nicht zu genügen.

Sie sind sehr verlässlich und fürsorglich. 

In Beziehungen haben sie die Tendenz zu Klammern und/oder sich von einer in die nächste Beziehung zu stürzen (aus der sie ihren Selbstwert ziehen). 


Der Abweisend-Vermeidende

Du hast Angst dich zu binden und glaubst, dass Beziehungen sowieso schief gehen?


Der Abweisend-Vermeidende ist Beziehungen gegenüber ängstlich. 

Die Emotionen sind unterdrückt. Oft auch weil sie in ihrer Kindheit ignoriert wurden und Gefühle zeigen nicht angebracht war. 

In der Tendenz somit eher rational.

Andere Menschen werden eher auf Abstand gehalten.

Durch Ihre Unabhängigkeit und Isolation sind sie für andere schwierig erreichbar.

Sie haben das Gefühl, dass sie keine menschliche Verbindung brauchen. 


Der Ängstlich-Vermeidende/Desorganisierte

Du bringst oft wie ein Ping Pong hin und her zwischen ich will eine Beziehung und nah ich will doch lieber keine Beziehung? 


Der Ängstlich-Vermeidende/Desorganisierte ist ambivalent. 

Sie können leicht von ihren Gefühlen (spüren diese intensiv) überwältigt werden, darum wird versucht den Gefühlen auszuweichen. 

Obwohl sie sich zu einem/r Partner/in hingezogen fühlen, Sie haben Angst ihm/ihr zu nahe zu kommen und /oder zurückgewiesen zu werden (komm her-geh weg-Ambivalenz). 



Unser unbewusstes Programm


Wie bereits erfahren, wissen wir nun, dass unser Beziehungstyp aus der Vergangenheit entspringt. Unsere ersten Beziehungserfahrungen innerhalb unseren Ursprungsfamilien kreieren ein unbewusstes Programm. Programmiert wird dieses u.A. durch:

 

·       wie unsere Bezugsperson mit Bedürfnissen und Gefühlen umgegangen ist, sich selbst wie

auch uns gegenüber

·       welche Muster uns vorgelebt wurden

 

Diese Erfahrungen prägen unser Erleben, Verhalten, Glaube, Werte, Identität und unsere weiteren Beziehungen enorm. 

 

Deine Trigger und Muster sind also in diesem mehrheitlich unbewussten Programm zu Hause. Und es läuft im Hintergrund. Permanent. 

 

Es ist dieses Programm, das uns bis ins Erwachsenenalter diktiert:

·       was wir glauben, wie eine Beziehung funktioniert und wie du dich in einer Beziehung fühlst

·       was wir glauben wie Liebe auszusehen hat

·       wie du dich selbst, die anderen und die Welt siehst

 

Bis ins Erwachsenenalter beeinflusst und steuert dieses Programm u. A. unser/e

·       Beziehungen - Familiär. Romantisch. Platonisch.

·       Selbstliebe

·       Urvertrauen

·       Selbstwertgefühl

·       Qualität unserer Beziehungen

·       und auch die Vermittlung unserer Prägungen an die eigenen Kinder


Jedoch ist hier auch zu erwähnen, dass parallel zu unseren vergangenen Bindungserfahrungen auch viele andere Faktoren eine Rolle spielen wie wir unsere Beziehungen leben, lieben oder lassen.


Du. Ich. Wir alle haben zahlreiche Erfahrungen, die unsere Fähigkeiten beeinflussen.

So können beispielsweise auch jünger zurückliegende Erfahrungen mit einem Beziehungspartner unser aktuelles Bindungsmuster mehr beeinflussen als unsere damalige Eltern-Kind Beziehung.

Was bedeutet, dass wir alle vom eingeschlagenen Weg abweichen können, um uns in eine neue Richtung zu bewegen.


Ich hoffe, du kannst dir nun deinem Bindungsprogramm bewusster werden. Denn dieses neue Bewusstsein kann auch dich unterstützten, deine Stärken und Schwachstellen in deiner Beziehung etwas besser zu verstehen.

 

Falls du Lust hast, dich ein Stück weit besser kennen zu lernen, dann nimm dir einige Minuten Zeit. Überlege dir welcher Bindungstyp sich noch heute auf dein tägliches Leben auswirkt. Erkennst du dich in einzelnen Muster wieder? 





Mich interessiert, wie deine Erfahrungen mit deinem Bindungsstil sind. Hast du dich einem der Bindungsmuster wiedererkannt? Dann schreib mir.


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